Gütertrennung Scheidung Schweiz: Einheitliche Regelung aller Forderungen

Der Tag des Scheidungsurteils soll der Start in ein neues Leben sein. Doch viele Paare fürchten, dass nach der offiziellen Trennung noch immer finanzielle Forderungen auftauchen könnten. Die gute Nachricht: Das Schweizer Scheidungsrecht verpflichtet dazu, alle finanziellen Beziehungen zwischen den Parteien abschliessend zu klären. Das Schlüsselwort hier ist die Einheitliche Regelung aller vermögensrechtlichen Ansprüche – ein Ausdruck des Prinzips der Einheit des Scheidungsurteils. Dieses schliesst die Tür zu späteren Streitigkeiten endgültig ab.

1. Nicht nur das Güterrecht: Die Erweiterung des Scheidungsurteils

Wenn Sie geschieden werden, wird der Güterstand (z.B. die Errungenschaftsbeteiligung) aufgelöst. Das ist klar. Doch die Einheit des Urteils geht viel weiter als der reine güterrechtliche Ausgleich. Das Scheidungsgericht muss alle finanziellen Forderungen zwischen Ihnen und Ihrem Ex-Partner regeln, die während der Ehe entstanden sind. Juristen sprechen von pekuniären Prätentionen.

  • Der Fokus liegt auf dem Gesamtbild: Das Gericht schaut nicht nur auf das, was im Ehevertrag steht, sondern auf alle Geldflüsse und Verbindlichkeiten.
  • Ausnahme: Nur sehr seltene Ansprüche, die absolut nichts mit der ehelichen Gemeinschaft zu tun haben, bleiben dem Scheidungsverfahren fern.

2. Gütertrennung? Alle Forderungen trotzdem regeln!

Viele Ehepaare wählen die Gütertrennung, um ihre Finanzen zu vereinfachen. Das schützt das eigene Vermögen, bedeutet aber nicht, dass Sie bei einer Scheidung nicht trotzdem Forderungen haben können. Ein Beispiel: Sie haben Ihrem Partner in einer Notlage ein grösseres Darlehen aus Ihrem Privatvermögen gewährt.

  • Die Konsequenz: Auch bei vertraglich vereinbarter Gütertrennung muss dieser Darlehensanspruch im Rahmen der Scheidung geklärt und im Urteil festgehalten werden.
  • Die Konvention als Lösung: Eine sorgfältig formulierte Scheidungsvereinbarung ist der beste Weg, alle diese Ansprüche zu bereinigen und zu dokumentieren.

3. Die Quittung für Saldo aller Konten: Das Scheidungsdokument

Wenn Sie sich auf eine Scheidungskonvention einigen, können Sie eine wichtige Klausel aufnehmen: die sogenannte Quittung für Saldo aller Ansprüche. Sie dient als umfassender Befreiungsschlag.

  • Ihre Sicherheit: Beide Ehepartner bestätigen darin, dass mit der Unterzeichnung der Konvention und dem späteren richterlichen Urteil alle gegenseitigen finanziellen Ansprüche – bekannt oder unbekannt – abgegolten und erledigt sind.
  • Vermeidung von Betreibung: Dies ist besonders relevant im Kontext des Betreibungsrechts, wo ein Richter bei späterer Betreibung prüfen muss, ob die Forderung bereits durch die Scheidung erledigt wurde. Ein klares Scheidungsurteil mit dieser Quittung schafft einen starken Befreiungsgrund.

Handlungsempfehlung: Das Scheidungsurteil ist der Punkt, an dem die finanzielle Vergangenheit ein Ende findet. Nehmen Sie sich Zeit für eine vollständige Bilanz aller Ansprüche, um später keine bösen Überraschungen zu erleben. Eine Mediation oder Rechtsberatung unterstützt Sie dabei.

Fazit:

Das Prinzip der Einheit des Scheidungsurteils ist eine grosse Hilfe. Es zwingt Sie, alle finanziellen Fäden zu durchtrennen. Nutzen Sie die Scheidungskonvention, um mit einer klaren Saldo-Klausel eine vollständige, finanzielle Quittung zu erhalten.